Kommunalwahl 2025 in Oberhausen
Wer in Oberhausen Tierschutz wählt bekommt Islamisten
Wo Tierschutz drauf steht, ist auch Tierschutz drin? Oder handelt es sich einfach nur um ein gutes Buzzword? In jedem Fall ist Tierschutz ein Türöffnerthema, mit dem sich gut Stimmen sammeln lassen – denn wer ist schon gegen Tierschutz?!
Schon seit vielen Jahren treten immer wieder unterschiedliche Parteien, die das Thema „Tierschutz“ im Namen tragen, zu Wahlen an und bekommen klassischerweise gesamt irgendwas zwischen 0,2 und maximal 2,5% der Stimmen. Seit 2017 gehört dazu auch die Partei, die mittlerweile unter dem Namen „Partei für Tierschutz
(T I E R S C H U T Z)“, vorher „Tierschutz hier“, antritt und deren Wahlplakate auch in Oberhausen seit mehreren Wochen flächendeckend aufgehängt wurden. Geworben wird für Menschlichkeit und eine Senkung der Hundesteuer (Bild A).
Doch wer steckt eigentlich hinter dieser Partei und ihrer Oberhausener Liste?
Die „Partei für Tierschutz (T I E R S C H U T Z)“ verfügt über einen Bundesverband, mehrere Landesverbände, in NRW auch über einige Stadt-/Kreisverbände und seit den letzten Kommunalwahlen 2020 auch über ein paar wenige Ratsmandate. Ein Wahl- oder Parteiprogramm findet sich auf der Partei-Homepage nicht, lediglich einige kurze „Artikel“, aus denen Themen hervorgehen, mit denen sich Mitglieder der Partei scheinbar politisch beschäftigen. Die Bundeszentrale für Politische Bildung erwähnte bei einer Parteivorstellung zur Europawahl 2024 zentrale Themen der Partei; u.a. wolle sie „das Jagen und Angeln von Tieren als Freizeitsport […] ebenso verbieten wie das rituelle Schlachten aus religiösen Gründen.“ [1].
Zentrale Figur für die Partei in NRW ist Torsten Lemmer aus Düsseldorf, Ratsmitglied im Stadtrat (2020 gewählt für „Freie Wähler“, gemeinsame Fraktion mit „Partei für Tierschutz (T I E R S C H U T Z)“), dieses Jahr Spitzenkandidat der Partei in Düsseldorf und „Wahlkampfmanager“ für den gesamten NRW-Kommunalwahlkampf. Lemmer, 1970 geboren, war zwischen den späten 1980ern und den frühen 2000ern eine zentrale Figur der extrem rechten Szene in Düsseldorf und Umgebung. Er versuchte sich als rechter Publizist, parlamentarisch radikalisierte er sich von der FDP-Jugend „Junge Liberale“ stetig nach rechtsaußen in das Spektrum der Partei „Die Republikaner“ (REP) und wurde nach dem Zerfall der REP-Fraktion im Düsseldorfer Stadtrat Fraktionsgeschäftsführer der neu gegründeten „Freien Wählergemeinschaft“. Auch in das finanziell sehr lukrative Rechtsrockgeschäft stieg er ein, zunächst als Hintergrundsänger der Band „Störkraft“, schnell auch als Manager und Produzent für diverse lokale Szenegrößen wie „Rheinwacht“, „Sturmwehr“ oder „Noie Werte“ und war ebenso beteiligt am Rechtsrocklabel „Nord Rock“.
Anfang der 2000er folgte dann öffentlichkeitswirksam und unterstützt durch den Oberhausener Aktionskünstler Christoph Schlingensief ein vermeintlicher Szeneausstieg, verbunden mit einer Konvertierung zum Islam etwa ein Jahr später, mutmaßlich um einer weiteren Strafverfolgung zu entgehen. Aus Mangel an glaubhaften Distanzierungen oder Informationsweitergabe über die neonazistische Szene bestehen an seinem ideologischen Wandel zumindest ernstzunehmende Zweifel und selbst Schlingensief soll damaliger Presseberichterstattung zufolge von seinem Ausstieg nicht überzeugt gewesen sein, da Lemmer auch Jahre danach nicht habe glaubhaft machen können, nicht mehr an „Rock Nord“ beteiligt zu sein.
Über den Umweg der rechtspopulistischen „Freien Wähler“ (und diverser anderer Parteien) gelangte er dann Jahre später schließlich zu der Partei, die heute unter „Partei für Tierschutz (T I E R S C H U T Z)“ antritt.
So weit so dubios. Doch wie stellt sich die Partei in Oberhausen auf?
Auffällig ist zunächst einmal, dass der Oberhausener Kreisverband über keinerlei eigene Webauftritte zu verfügen scheint, weder gibt es eine Homepage, noch Social-Media-Konten. Lediglich ein kleiner Hinweis auf der offiziellen Partei-Website weist auf die Existenz eines Kreisverbandes hin und benennt einen Vorsitzenden, Stellvertretung und Schriftführung. Auch ein lokales Wahlprogramm scheint es, genau wie bei der Gesamtpartei, nicht zu geben, ebenso wenig lokalpolitische Ansätze oder Positionen.
Als Kreisvorsitzenden benennt die Partei Bilal Koçan, als Stellvertretung seine Ehefrau Aleyna Koçan, Schriftführer ist sein jüngerer Bruder Kerim Koçan. In genau dieser Reihenfolge belegt Familie Koçan auch die ersten drei Plätze der Reserveliste für den Rat der Stadt. Bilal Koçan ist dabei kein Unbekannter, schon 2020 berichteten wir anlässlich einer Recherche zur Integrationsratswahl über seine Rolle als damaligem Leiter der DITIB-Jugendabteilung in Oberhausen [2]. Schon damals leitete er wöchentlich freitags Schulungseinheiten (sog. Sobhets), bei denen er Jugendlichen und jungen Männern sein Islamverständnis verdeutlichte.
»Sein Sprachduktus und seine Argumentationsmuster erinnern uns dabei stark an salafistische Prediger, gerne reckt er auch den ausgestreckten Zeigefinger [=“Tauhid-Finger“ Anmerkung: Es Reicht 2025] in die Höhe, eine Geste, die insbesondere durch ihre Verwendung beim sogenannten „Islamischen Staat“ traurige Berühmtheit erlangte. Auch findet er sich Fotos zufolge häufig in der Gesellschaft von Menschen wieder, die dabei den faschistischen Gruß der Grauen Wölfe oder die Rabia-Hand der Muslimbruderschaft zeigen.« (Es Reicht. 2020)
Der Moscheeverband DITIB wird durch die türkische Religionsbehörde DIYANET und ihren Chef Ali Erbas, der wiederum direkt dem türkischen Präsidenten und Islamisten RT Erdoğan untersteht, kontrolliert. Dabei sollte klar sein, dass einzelne DITIB-Gemeinden nur so lange autonom agieren, wie sie nicht der Linie von Erdoğans Partei AKP widersprechen. Gerade diese Kontrolle bewegte den damaligen Syndikusanwalt der DITIB, Murat Kayman, 2017 zum Austritt aus dem islamischen Dachverband. Zuletzt hatte er in einem Interview mit der taz angegeben, dass er „schließlich gegangen sei, weil er nicht auf Geheiß der in Ankara ansässigen Leitung andere Mitglieder ausspitzeln wollte, die sich dem Kurs Erdoğans nicht fügen wollten.“ [3]
Zwischenzeitlich konnte Bilal Koçan seine Indoktrinierungsarbeit deutlich professionalisieren und ist Vorsitzender des 2021 von ihm gegründeten Vereins „Erfolgshaus e.V.“. Dieser betreibt mit dem „Erfolgshaus“ eine Art Schulungs- und Freizeitzentrum für muslimische Jugendliche, welches Anfang des Jahres aus der Innenstadt in größere Räume im Gewerbegebiet Eisenhammer umgezogen ist. Hervorgegangen aus dem Jugendverband der DITIB-Ayasofia-Gemeinde an der Duisburger Straße in Oberhausen ist die Neugründung ohne Hinweise auf den Moscheeverband im Namen als Öffnung für Heranwachsende aus anderen fundamentalistischen, zum Netzwerk Erdoğans in Deutschland gehörenden Gemeinden wie etwa der „Millî Görüş“ (IGMG) oder den unterschiedlichen zur Graue-Wölfe-Bewegung zuzurechnenden Kulturvereinen zu verstehen [4].
Neben mehrmals wöchentlichen Schulungseinheiten, welche teilweise in voller Länge, teilweise in Ausschnitten in deutscher Sprache auf Youtube und Social-Media veröffentlicht werden und Gebeten werden zur Stärkung der Gemeinschaft und des Zusammenhalts klassische Jugendfreizeitaktionen wie Fußballspiele und Grillen für die männlich gelesenen bzw. Kreativangebote und Picknicks im Kaisergarten für weiblich gelesene Jugendliche / junge Erwachsene organisiert.
Ähnlich wie die veröffentlichten Schulungseinheiten sprechen auch die Fotos/Videos der Freizeitaktionen für sich. Auf Bildern vom gemeinsamen Paintballspielen im Sommer 2023 wird bspw. nicht bloß dokumentiert, wie zunächst gemeinsam in der Anlage gebetet wird, auf den siegreichen Abschlussfotos wird auch stolz der „Tauhid-Finger“ (s.o.) und die Paintballpistolen in die Luft geragt. Die Ästhetik erinnert unweigerlich an von „Daesh“, dem sogenannten „Islamischen Staat“, veröffentlichte Aufnahmen aus Syrien, selbst wenn das „Erfolgshaus“ keine öffentlich sichtbare Nähe zu Dschihadisten pflegt (Bild B).
Zusätzlich zum Koranunterricht gibt es Besprechungen von Büchern und Beiträgen sogenannter Koran-Gelehrter. Über mehrere Wochen wurde 2023 bspw. aus dem Buch „Müslüman Gence“ („An den Muslimischen Jugendlichen“) des fundamentalistischen und antisemitischen türkischen „Gelehrten“ Ihsan Şenocak gelesen, welcher in seinen Werken und seinen Social-Media-Veröffentlichungen bspw. das Judentum als krankhafte Weltsicht bezeichnet, „westliche Lebensweisen“ pauschal verteufelt und pandemisch wirre Verschwörungsmythen über Corona verbreitet hat (Bild C).
Auch wichtige Alltagsfragen der jungen Männer werden intensiv besprochen, etwa wie sie sich davor schützen können, vermeintlich „zu leicht bekleidete“ Frauen zu sehen. Allein dies wird, sofern es bewusst geschieht, von Koçan als „Zinā“ bezeichnet, als unerlaubter Sexualkontakt mit den Augen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Konsequenz den ersten Schritt zu unehelichem Geschlechtsverkehr als größtmögliche Sünde darstelle. Die negativen Konsequenzen für den versprochenen und kontinuierlich in Aussicht gestellten postmortalen Übertritt in ein vermeintliches „Paradies“ sind offensichtlich gravierend. Gerade bei Vorträgen wie diesem wird deutlich, dass die jungen Besucher im „Erfolgshaus“einer ständigen fundamentalistischen Indoktrination ausgesetzt sind (Bild D).
Mit Gründung des „Erfolgshaus“ im Juni 2021 wurden schon bestehende Social-Media-Auftritte der Oberhausener DITIB-Jugend lediglich entsprechend umbenannt. Videos auf Instagram zeigen eben diese Oberhausener DITIB-Jugend im Mai 2021, wenige Wochen vor der Gründung des Vereins „Erfolgshaus e.V.“ bspw. inmitten einer antisemitischen islamistischen Demonstration am 12.05.2021 in Moers. Anlass der Demonstration war der Angriff der Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad mit hunderten von Raketen auf Israel.
Wenige Tage später erschien ein Video, in dem Bilal Koçan in seiner Funktion als Leiter der DITIB-Jugendabteilung zum Boykott israelischer Produkte aufruft. Hierzu bedient er sich einer der frühesten Geschichten islamischen Imperialismus, der Legende von Chaibar. Kurz zusammengefasst wird beschrieben, wie der Prophet Mohammad höchstpersönlich und seine Gefolgschaft um 624 n. Chr. das jüdisch bewohnte (Koçan verwendet das Wort „besetzte“) Chaibar militärisch angriff, belagerte und um die Verteidigung zu zerschlagen die Dattelbäume der Bewohner*innen gefällt habe, um sie finanziell zu schädigen. Koçan spricht in dem Video konsequent pauschalisierend und dämonisierend von „den Juden“ und impliziert den Appell, es heutzutage – im 21. Jahrhundert – dem mittelalterlichen Kriegsherrn gleichzutun. Die aus dieser Erzählung abgeleitete arabische Parole „Chaibar, Chaibar, ya yahud, dschaisch Mohammed saya’ud”, zu Deutsch „Chaibar, Chaibar, oh ihr Juden! Mohammeds Heer kommt bald wieder!“ ist auch auf sogenannten “Pro-Palästinensichen” Demonstration in Deutschland keine Seltenheit. Ganz ähnlich gehen auch bekannte Islamisten (z.B. im Internet) vor, um vor allem junge Menschen durch antisemitische Hetze auf einer vermeintlich „religiösen Grundlage“ zu radikalisieren (Bild E).
Gemischtgeschlechtliche Veranstaltungen scheint es den veröffentlichten Bildern zufolge spätestens seit Gründung des „Erfolgshaus“ nicht mehr zu geben. Zu Zeiten, als die Social-Media-Konten noch der DITIB-Jugend unter Koçan unterstanden gab es zumindest vereinzelt Fotos von der Teilnahme an Festen, auf denen auch (ältere) Frauen zu sehen waren, in den aktuellen Veröffentlichungen des „Erfolgshaus“ sind Frauen komplett unsichtbar gemacht. Folgt mensch der Logik und Ideologie in Koçans Ausführungen in den Schulungseinheiten würden gemischtgeschlechtliche Veranstaltungen (oder die Veröffentlichung von Aufnahmen von den Veranstaltungen für Frauen) die jungen Männer jedoch wohl auch ausschließlich „zur Sünde verleiten“ und von ihrer Pflicht Allah und dem Gebet gegenüber ablenken. Obwohl alles in deutscher Sprache stattfindet und die Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen sicherlich mehrheitlich in Oberhausen und Umgebung geboren und aufgewachsen sind und dies auch mindestens für ihre Eltern gelten dürfte, lässt sich in Koçans Reden nicht der Eindruck finden, es gäbe ein Interesse daran, integraler Bestandteil der Gesellschaft zu sein. Vielmehr wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Jugendlichen sich anders, vermeintlich besser, verhalten müssten als die anderen (implizit ungläubigen) Jugendlichen, die sie bspw. aus der Schule/dem Fußballverein etc. kennen. Unser Eindruck ist, dass im Erfolgshaus eindringlich an der Schaffung einer fundamentalistisch religiös bis hin zur offen islamistisch motivierten Parallelgesellschaft gearbeitet wird.
Wieder zurück zur Liste „Partei für Tierschutz (T I E R S C H U T Z)“
Koçan hat scheinbar erkannt, dass sich mit dem Label „Tierschutz“ Stimmen generieren lassen und im Frühjahr 2025 gemeinsam mit seiner Frau, seinem Bruder und einigen jungen Erwachsenen aus seinem „Erfolgshaus“ einen Kreisverband gegründet. Auf den ersten Blick mag es sehr irritieren, dass jemand, der sich gerne auf Social-Media dabei präsentiert, große Mengen (offensichtlich halal zertifiziertes) Fleisch zu grillen, für eine vermeintliche Tierschutz-Partei antritt, deren Ziel laut Bundeszentrale für politische Bildung das Verbot ritueller Schlachtungen ist (Bild F).
Vieles wird allerdings klar, schaut mensch sich ein von Koçan auf seinem Youtube-Kanal hochgeladenes öffentliches Video einer zur Vorbereitung des Wahlantritts durchgeführten Videokonferenz an. Zunächst einmal fällt auf, dass Koçan das Projekt scheinbar im Alleingang durchführt, die 40 minütige Videokonferenz ist ein reiner Monolog, andere Teilnehmende kommen nicht zu Wort. Vielmehr werden im ersten Block Mitstreitende, die sich vermeintlich nicht intensiv genug für die Wahlkampagne engagieren, mit moralischen Vorwürfen belegt und unter Druck gesetzt. Ganz ähnlich wie in den Sobhets arbeitet Koçan auch beim Projekt Ratsmitgliedschaft intensiv mit gruppenpsychologischen Mustern und baut ein gegenseitiges Kontrollsystem mit dem Damoklesschwert des Gruppenausschluss auf. Es sind bekannte Indoktrinationsmuster, derer sich verschiedenste religiöse Fundamentalisten, ganz egal welcher Religionsgemeinschaft sie angehören, weltweit bedienen (Bild G).
In dieser Informationsveranstaltung für seine Mitstreitenden legt er seine Ziele ebenso offen wie seine Wege. Er räumt ein, dass er und seine Mitstreitenden beim Sammeln der Unterstützungsunterschriften immer wieder mit der Frage konfrontiert wurden, ob sie denn auch wirklich Tierschutzpolitik machen wollten und erläutert, dass sie sicherlich auch mal etwas Tierschutz machen würden, primär jedoch die Anliegen der Bürger – und dann konkretisiert er – der muslimischen, der türkischen Bürger – umsetzen würden. Die Frage, was denn eigentlich mit Tierschutzpolitik gemeint ist, beantwortet er mit der Feststellung, er halte zu Hause eine Katze und es wäre angeblich geplant, analog zur Hundesteuer eine Katzensteuer einzuführen. Diese lehne er ab. Brisant wird diese Aussage unter dem Aspekt, dass er nur wenige Minuten vorher festgestellt hat, dass sie alle Muslime seien und Muslime per Definition niemals lügen würden. Da es nachweislich keine Pläne zur Einführung einer Katzensteuer, wohl aber just zum Zeitpunkt der Videokonferenz eine Fakenews-Kampagne zum Thema auf TikTok gab [5], müssen wir Koçan wenn wir es gut mit ihm meinten, zumindest mangelnde Medienkompetenzen unterstellen, vermutlich lügt er jedoch einfach entgegen seiner Aussage zu nicht lügenden Muslimen bewusst um entsprechend zu polarisieren.
Video 1: Machen wir wirklich Tierschutz & Katzensteuer
Doch auch zu seiner Wahlpraxis macht er brisante Aussagen im Video. Laut seinen Aussagen ist es der Plan der „Partei für Tierschutz (T I E R S C H U T Z)“, sich komplett auf die Briefwahl zu fokussieren. Dafür seien die Daten derjenigen, die eine Unterstützungsunterschrift geleistet haben (mutmaßlich primär Familienmitglieder und Mitglieder der Moscheegemeinden), aufbewahrt worden, jeder solle nun gemeinsam mit den Menschen, deren Unterstützungsunterschrift sie jeweils gesammelt hätten, die Briefwahl beantragen.
Video 2: Fokus Briefwahl & Speicherung der Daten
Die Unterlagen sollen dann laut Koçan eingesammelt und in Anwesenheit der Aktivisten des „Erfolgshaus“ entsprechend angekreuzt werden. Zwar wisse er, dass dieses Vorgehen rechtlich nicht legal sei, die Zuhörenden sollen es trotzdem so handhaben.
Video 3: „Und diese Briefwahl sammeln wir – das ist aber verboten – […] Das ist nicht erlaubt, aber das machen wir.“
Im Chat geäußerte Bedenken gegen diese Praxis wischt Koçan mit wenigen Worten weg, betont dann jedoch mehrfach, dass bitte unter keinen Umständen jemand die Unterschrift bei der Beantragung der Briefwahlunterlagen einfach fälschen solle! Das wäre auch verboten und in Duisburg gäbe es einen Rechtsstreit wegen genau solch einer Angelegenheit.
Video 4: „Bitte nicht auf blöde Ideen kommen und selber fälschen die Unterschrift von den Leuten.“
Intensiv geht Koçan auf die Ziele der gemeinsamen Kandidatur ein. Wer jetzt jedoch an Tierrechte, Vegetarismus oder gesundes Leben denkt, irrt. Sein Ziel ist so einfach wie offensichtlich: Geld. Zunächst einmal für das „Erfolgshaus“, wenn jedoch auch privat etwas abfallen würde, wäre das auch nicht unrecht.
Video 5: „Das das „Erfolgshaus“ natürlich auch was dabei verdient. Das ist ja unser Hauptziel.“
Koçan gibt sich in der Videokonferenz sehr überzeugt, in Fraktionsstärke in den Rat der Stadt einzuziehen. Sollte dies wider erwarten nicht gelingen, erwägt er auch eine Koalition mit anderen Ratsmitgliedern, solange die Ausrichtung stimme. Da erscheint es praktisch, dass mit „Team Todenhöfer/Die Gerechten“ eine weitere Liste antritt, die führenden Kräften der DITIB-Oberhausen und ihrem Umfeld einen Platz bietet, also einer Struktur im ideologischen Fahrtwind der türkisch-islamischen Rechten, die durch Erdoğan und seinen DIYANET Chef, Ali Erbas, in Ankara kontrolliert wird. Der Islamismus-Experte Eren Güvercin beschreibt diese Verbindung wie folgt:
»Erbas ist nicht nur die oberste religiöse Autorität der deutschen DITIB, sondern darüber hinaus auch Dienstherr von fast 1000 Imamen, die in deutschen Moscheen predigen. Zudem ist er Vorsitzender des mächtigen Beirats der DITIB in Deutschland. Dieser bestimmt den Vorstand der größten sunnitischen Organisation hierzulande und hat zentrale Leitungs‑, Steuerungs- und Kontrollbefugnisse. Der Beirat – und damit eigentlich Erbas – muss an Entscheidungen über alle grundlegenden Fragen der DITIB beteiligt werden und hat endgültige Entscheidungsbefugnis.« [6]
Erst Ende August 2025 war Ali Erbas quasi Gastgeber einer von der katarischen „Internationalen Union muslimischer Gelehrter“ in der Eyüp-Sultan-Moschee in Istanbul organisierten mehrtägigen selbsternannten „Gelehrtenkonferenz“, u.a. mit Beteiligung der Hamas [7]. Eren Güvercin weißt darauf hin, dass Erbas in seinem Redebeitrag Juden als Erreger, von dem es Palästina zu säubern gelte bezeichnete. Der Redner Marwan Abou Ras von der Hamas wurde noch deutlicher und stellte fest, dass genau jetzt der Zeitpunkt sei, den Dschihad in Gaza zu unterstützen [8a+ 8b].
Auch die Querfrontpartei „Bündnis Sarah Wagenknecht“ (BSW) scheint Koçan für eine potentielle Koalition nicht grundlegend auszuschließen, jedenfalls berichtet er angetan von einem Gespräch mit einer Vertreterin des Bündnis an seiner eigenen Haustür. Eine Liste mit 40 Gefolgsleuten die als sogenannte Sachkundige Bürger*innen in Ausschüssen Gelder abgreifen sollen, hätten sie vorausschauend jedenfalls schon einmal für den Fall, dass sie als Fraktion in den Rat der Stadt einzögen, angelegt.
Schnell wird klar, dass es sich bei der Besetzung des Themenbereichs Tierschutz in Oberhausen offensichtlich um Wähler*innentäuschung handelt. Hinweise für ein geplantes Eintreten für Tierschutzaspekte gibt es keine, ebenso wenig Erklärungen welchen positiven Einfluss eine Senkung der Hundesteuer für das Wohl oder den Schutz von Tieren habe. Stattdessen hat sich in einem Umfeld fundamentalistischer religiöser Strukturen eine Gruppe gebildet, welche die demokratischen Möglichkeiten nutzen will, um ihre eigenen Schulungsräumlichkeiten zu etablieren. Es ist davon auszugehen, dass, sollte es der „Partei für Tierschutz (T I E R S C H U T Z)“ gelingen, als Gruppe oder Fraktion in den Rat der Stadt gewählt zu werden, das „Erfolgshaus“ zu Fraktionsräumen erklärt wird und die Miete dieser Schulungsräume zukünftig mit Steuergeldern gedeckt würde.
Im „Erfolgshaus“ wird ein fundamentalistisches Islamverständnis gepredigt, durch das die jungen Menschen mit der ständigen Kontrolle ihres Lebens konfrontiert werden, wobei diese Kontrolle auf die Vermittlung einer rigiden Geschlechtertrennung und fundamentalistischer Weltbilder abzielt. Ein solches Jugendzentrum unterstützt
Heranwachsende nicht bei der Entwicklung einer freien, eigenen Persönlichkeit, noch fördert es demokratische Werte und Toleranz, es ist symptomatisch für eine zentralistische, hörige Gemeinschaft.
Wer in Oberhausen die „Partei für Tierschutz (T I E R S C H U T Z)“ wählt, wählt weder Lösungen für Stadttauben, Wild- und Haustiere oder die Tierheime noch einen Fokus auf vegetarischer oder veganer Ernährung. Eine Stimme für die „Partei für Tierschutz (T I E R S C H U T Z)“ ist eine Stimme für die Repräsentanten eines islamisch-fundamentalistischen Schulungszentrums, deren „religiöse Heimat“ mit der DITIB eine kontrollierte Struktur des Islamisten und autokratischen Präsidenten der Republik Türkei, Recep Tayyip Erdoğan darstellt.
Als antifaschistische Gruppe warnen wir Tierfreund*innen
explizit vor einer Wahl dieser Liste!
Kein Raum und keine Stimme für Rassismus und Faschismus heißt auch kein Raum und keine Stimme für Islamismus und religiöse Indoktrinierung!
Quellen
[1] https://www.bpb.de/themen/parteien/wer-steht-zur-wahl/europawahl-2024/548019/aktion-partei-fuer-tierschutz/
oder https://web.archive.org/web/20250831180722/https://www.bpb.de/themen/parteien/wer-steht-zur-wahl/europawahl-2024/548019/aktion-partei-fuer-tierschutz/
[2] https://esreicht-ob.de/der-integrationsrat-in-oberhausen-wer-wird-eigentlich-repraesentiert/
[3] https://taz.de/Interview-mit-Murat-Kayman/!6106047/
oder https://web.archive.org/web/20250831180345/https://taz.de/Interview-mit-Murat-Kayman/!6106047/
[4] https://esreicht-ob.de/integrationsrat-oberhausen-wer-integriert-hier-eigentlich-was/
[5] https://www.chip.de/news/cyber-security/angeblich-katzensteuer-ab-2026-was-hinter-den-neuen-geruechten-steckt_6195c58a-e810-4209–96eb-d0a42056b859.html
oder https://web.archive.org/web/20250831175935/https://www.chip.de/news/cyber-security/angeblich-katzensteuer-ab-2026-was-hinter-den-neuen-geruechten-steckt_6195c58a-e810-4209–96eb-d0a42056b859.html
[6] https://www.juedische-allgemeine.de/politik/erdogan-der-scharfmacher-vom-bosporus/
oder https://web.archive.org/web/20250831175658/https://www.juedische-allgemeine.de/politik/erdogan-der-scharfmacher-vom-bosporus/
[7] https://www.mena-watch.com/gegen-israel-muslimische-konferenz-istanbul/
[8a] https://threadreaderapp.com/thread/1959558436024119681.html
[8b] https://threadreaderapp.com/thread/1961412314298523846.html
Bilder A‑G
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