Kom­mu­nal­wahl 2025 Ober­hau­sen – Wer in Ober­hau­sen Tier­schutz wählt bekommt Islamisten

Kom­mu­nal­wahl 2025 in Oberhausen

Wer in Ober­hau­sen Tier­schutz wählt bekommt Islamisten

Wo Tier­schutz drauf steht, ist auch Tier­schutz drin? Oder han­delt es sich ein­fach nur um ein gutes Buz­zword? In jedem Fall ist Tier­schutz ein Tür­öff­ner­the­ma, mit dem sich gut Stim­men sam­meln las­sen – denn wer ist schon gegen Tierschutz?!

Schon seit vie­len Jah­ren tre­ten immer wie­der unter­schied­li­che Par­tei­en, die das The­ma „Tier­schutz“ im Namen tra­gen, zu Wah­len an und bekom­men klas­si­scher­wei­se gesamt irgend­was zwi­schen 0,2 und maxi­mal 2,5% der Stim­men. Seit 2017 gehört dazu auch die Par­tei, die mitt­ler­wei­le unter dem Namen „Par­tei für Tierschutz 
(T I E R S C H U T Z)“, vor­her „Tier­schutz hier“, antritt und deren Wahl­pla­ka­te auch in Ober­hau­sen seit meh­re­ren Wochen flä­chen­de­ckend auf­ge­hängt wur­den. Gewor­ben wird für Mensch­lich­keit und eine Sen­kung der Hun­de­steu­er (Bild A).

Doch wer steckt eigent­lich hin­ter die­ser Par­tei und ihrer Ober­hau­se­ner Liste?

Die „Par­tei für Tier­schutz (T I E R S C H U T Z)“ ver­fügt über einen Bun­des­ver­band, meh­re­re Lan­des­ver­bän­de, in NRW auch über eini­ge Stadt-/Kreis­ver­bän­de und seit den letz­ten Kom­mu­nal­wah­len 2020 auch über ein paar weni­ge Rats­man­da­te. Ein Wahl- oder Par­tei­pro­gramm fin­det sich auf der Par­tei-Home­page nicht, ledig­lich eini­ge kur­ze „Arti­kel“, aus denen The­men her­vor­ge­hen, mit denen sich Mit­glie­der der Par­tei schein­bar poli­tisch beschäf­ti­gen. Die Bun­des­zen­tra­le für Poli­ti­sche Bil­dung erwähn­te bei einer Par­tei­vor­stel­lung zur Euro­pa­wahl 2024 zen­tra­le The­men der Par­tei; u.a. wol­le sie „das Jagen und Angeln von Tie­ren als Frei­zeit­sport […] eben­so ver­bie­ten wie das ritu­el­le Schlach­ten aus reli­giö­sen Grün­den.“ [1].

Zen­tra­le Figur für die Par­tei in NRW ist Tors­ten Lem­mer aus Düs­sel­dorf, Rats­mit­glied im Stadt­rat (2020 gewählt für „Freie Wäh­ler“, gemein­sa­me Frak­ti­on mit „Par­tei für Tier­schutz (T I E R S C H U T Z)“), die­ses Jahr Spit­zen­kan­di­dat der Par­tei in Düs­sel­dorf und „Wahl­kampf­ma­na­ger“ für den gesam­ten NRW-Kom­mu­nal­wahl­kampf. Lem­mer, 1970 gebo­ren, war zwi­schen den spä­ten 1980ern und den frü­hen 2000ern eine zen­tra­le Figur der extrem rech­ten Sze­ne in Düs­sel­dorf und Umge­bung. Er ver­such­te sich als rech­ter Publi­zist, par­la­men­ta­risch radi­ka­li­sier­te er sich von der FDP-Jugend „Jun­ge Libe­ra­le“ ste­tig nach rechts­au­ßen in das Spek­trum der Par­tei „Die Repu­bli­ka­ner“ (REP) und wur­de nach dem Zer­fall der REP-Frak­ti­on im Düs­sel­dor­fer Stadt­rat Frak­ti­ons­ge­schäfts­füh­rer der neu gegrün­de­ten „Frei­en Wäh­ler­ge­mein­schaft“. Auch in das finan­zi­ell sehr lukra­ti­ve Rechts­rock­ge­schäft stieg er ein, zunächst als Hin­ter­grund­sän­ger der Band „Stör­kraft“, schnell auch als Mana­ger und Pro­du­zent für diver­se loka­le Sze­ne­grö­ßen wie „Rhein­wacht“, „Sturm­wehr“ oder „Noie Wer­te“ und war eben­so betei­ligt am Rechts­rock­la­bel „Nord Rock“.
Anfang der 2000er folg­te dann öffent­lich­keits­wirk­sam und unter­stützt durch den Ober­hau­se­ner Akti­ons­künst­ler Chris­toph Schlin­gen­sief ein ver­meint­li­cher Sze­ne­aus­stieg, ver­bun­den mit einer Kon­ver­tie­rung zum Islam etwa ein Jahr spä­ter, mut­maß­lich um einer wei­te­ren Straf­ver­fol­gung zu ent­ge­hen. Aus Man­gel an glaub­haf­ten Distan­zie­run­gen oder Infor­ma­ti­ons­wei­ter­ga­be über die neo­na­zis­ti­sche Sze­ne bestehen an sei­nem ideo­lo­gi­schen Wan­del zumin­dest ernst­zu­neh­men­de Zwei­fel und selbst Schlin­gen­sief soll dama­li­ger Pres­se­be­richt­erstat­tung zufol­ge von sei­nem Aus­stieg nicht über­zeugt gewe­sen sein, da Lem­mer auch Jah­re danach nicht habe glaub­haft machen kön­nen, nicht mehr an „Rock Nord“ betei­ligt zu sein.
Über den Umweg der rechts­po­pu­lis­ti­schen „Frei­en Wäh­ler“ (und diver­ser ande­rer Par­tei­en) gelang­te er dann Jah­re spä­ter schließ­lich zu der Par­tei, die heu­te unter „Par­tei für Tier­schutz (T I E R S C H U T Z)“ antritt.

So weit so dubi­os. Doch wie stellt sich die Par­tei in Ober­hau­sen auf?

Auf­fäl­lig ist zunächst ein­mal, dass der Ober­hau­se­ner Kreis­ver­band über kei­ner­lei eige­ne Web­auf­trit­te zu ver­fü­gen scheint, weder gibt es eine Home­page, noch Social-Media-Kon­ten. Ledig­lich ein klei­ner Hin­weis auf der offi­zi­el­len Par­tei-Web­site weist auf die Exis­tenz eines Kreis­ver­ban­des hin und benennt einen Vor­sit­zen­den, Stell­ver­tre­tung und Schrift­füh­rung. Auch ein loka­les Wahl­pro­gramm scheint es, genau wie bei der Gesamt­par­tei, nicht zu geben, eben­so wenig lokal­po­li­ti­sche Ansät­ze oder Positionen.

Als Kreis­vor­sit­zen­den benennt die Par­tei Bil­al Koçan, als Stell­ver­tre­tung sei­ne Ehe­frau Aley­na Koçan, Schrift­füh­rer ist sein jün­ge­rer Bru­der Kerim Koçan. In genau die­ser Rei­hen­fol­ge belegt Fami­lie Koçan auch die ers­ten drei Plät­ze der Reser­ve­lis­te für den Rat der Stadt. Bil­al Koçan ist dabei kein Unbe­kann­ter, schon 2020 berich­te­ten wir anläss­lich einer Recher­che zur Inte­gra­ti­ons­rats­wahl über sei­ne Rol­le als dama­li­gem Lei­ter der DITIB-Jugend­ab­tei­lung in Ober­hau­sen [2]. Schon damals lei­te­te er wöchent­lich frei­tags Schu­lungs­ein­hei­ten (sog. Sob­he­ts), bei denen er Jugend­li­chen und jun­gen Män­nern sein Islam­ver­ständ­nis verdeutlichte.

»Sein Sprach­duk­tus und sei­ne Argu­men­ta­ti­ons­mus­ter erin­nern uns dabei stark an sala­fis­ti­sche Pre­di­ger, ger­ne reckt er auch den aus­ge­streck­ten Zei­ge­fin­ger [=“Tau­hid-Fin­ger“ Anmer­kung: Es Reicht 2025] in die Höhe, eine Ges­te, die ins­be­son­de­re durch ihre Ver­wen­dung beim soge­nann­ten „Isla­mi­schen Staat“ trau­ri­ge Berühmt­heit erlang­te. Auch fin­det er sich Fotos zufol­ge häu­fig in der Gesell­schaft von Men­schen wie­der, die dabei den faschis­ti­schen Gruß der Grau­en Wöl­fe oder die Rabia-Hand der Mus­lim­bru­der­schaft zei­gen.« (Es Reicht. 2020)

Der Moschee­ver­band DITIB wird durch die tür­ki­sche Reli­gi­ons­be­hör­de DIYANET und ihren Chef Ali Erbas, der wie­der­um direkt dem tür­ki­schen Prä­si­den­ten und Isla­mis­ten RT Erdoğan unter­steht, kon­trol­liert. Dabei soll­te klar sein, dass ein­zel­ne DITIB-Gemein­den nur so lan­ge auto­nom agie­ren, wie sie nicht der Linie von Erdoğans Par­tei AKP wider­spre­chen. Gera­de die­se Kon­trol­le beweg­te den dama­li­gen Syn­di­kus­an­walt der DITIB, Murat Kay­man, 2017 zum Aus­tritt aus dem isla­mi­schen Dach­ver­band. Zuletzt hat­te er in einem Inter­view mit der taz ange­ge­ben, dass er „schließ­lich gegan­gen sei, weil er nicht auf Geheiß der in Anka­ra ansäs­si­gen Lei­tung ande­re Mit­glie­der aus­spit­zeln woll­te, die sich dem Kurs Erdoğans nicht fügen woll­ten.“ [3]

Zwi­schen­zeit­lich konn­te Bil­al Koçan sei­ne Indok­tri­nie­rungs­ar­beit deut­lich pro­fes­sio­na­li­sie­ren und ist Vor­sit­zen­der des 2021 von ihm gegrün­de­ten Ver­eins „Erfolgs­haus e.V.“. Die­ser betreibt mit dem „Erfolgs­haus“ eine Art Schu­lungs- und Frei­zeit­zen­trum für mus­li­mi­sche Jugend­li­che, wel­ches Anfang des Jah­res aus der Innen­stadt in grö­ße­re Räu­me im Gewer­be­ge­biet Eisen­ham­mer umge­zo­gen ist. Her­vor­ge­gan­gen aus dem Jugend­ver­band der DITIB-Aya­sofia-Gemein­de an der Duis­bur­ger Stra­ße in Ober­hau­sen ist die Neu­grün­dung ohne Hin­wei­se auf den Moschee­ver­band im Namen als Öff­nung für Her­an­wach­sen­de aus ande­ren fun­da­men­ta­lis­ti­schen, zum Netz­werk Erdoğans in Deutsch­land gehö­ren­den Gemein­den wie etwa der „Mil­lî Görüş“ (IGMG) oder den unter­schied­li­chen zur Graue-Wöl­fe-Bewe­gung zuzu­rech­nen­den Kul­tur­ver­ei­nen zu ver­ste­hen [4].

Neben mehr­mals wöchent­li­chen Schu­lungs­ein­hei­ten, wel­che teil­wei­se in vol­ler Län­ge, teil­wei­se in Aus­schnit­ten in deut­scher Spra­che auf You­tube und Social-Media ver­öf­fent­licht wer­den und Gebe­ten wer­den zur Stär­kung der Gemein­schaft und des Zusam­men­halts klas­si­sche Jugend­frei­zeit­ak­tio­nen wie Fuß­ball­spie­le und Gril­len für die männ­lich gele­se­nen bzw. Krea­tiv­an­ge­bo­te und Pick­nicks im Kai­ser­gar­ten für weib­lich gele­se­ne Jugend­li­che / jun­ge Erwach­se­ne organisiert.

Ähn­lich wie die ver­öf­fent­lich­ten Schu­lungs­ein­hei­ten spre­chen auch die Fotos/Videos der Frei­zeit­ak­tio­nen für sich. Auf Bil­dern vom gemein­sa­men Paint­ball­spie­len im Som­mer 2023 wird bspw. nicht bloß doku­men­tiert, wie zunächst gemein­sam in der Anla­ge gebe­tet wird, auf den sieg­rei­chen Abschluss­fo­tos wird auch stolz der „Tau­hid-Fin­ger“ (s.o.) und die Paint­ball­pis­to­len in die Luft geragt. Die Ästhe­tik erin­nert unwei­ger­lich an von „Daesh“, dem soge­nann­ten „Isla­mi­schen Staat“, ver­öf­fent­lich­te Auf­nah­men aus Syri­en, selbst wenn das „Erfolgs­haus“ kei­ne öffent­lich sicht­ba­re Nähe zu Dschi­ha­dis­ten pflegt (Bild B).

Zusätz­lich zum Koran­un­ter­richt gibt es Bespre­chun­gen von Büchern und Bei­trä­gen soge­nann­ter Koran-Gelehr­ter. Über meh­re­re Wochen wur­de 2023 bspw. aus dem Buch „Müs­lüm­an Gence“ („An den Mus­li­mi­schen Jugend­li­chen“) des fun­da­men­ta­lis­ti­schen und anti­se­mi­ti­schen tür­ki­schen „Gelehr­ten“ Ihsan Şeno­cak gele­sen, wel­cher in sei­nen Wer­ken und sei­nen Social-Media-Ver­öf­fent­li­chun­gen bspw. das Juden­tum als krank­haf­te Welt­sicht bezeich­net, „west­li­che Lebens­wei­sen“ pau­schal ver­teu­felt und pan­de­misch wir­re Ver­schwö­rungs­my­then über Coro­na ver­brei­tet hat (Bild C).

Auch wich­ti­ge All­tags­fra­gen der jun­gen Män­ner wer­den inten­siv bespro­chen, etwa wie sie sich davor schüt­zen kön­nen, ver­meint­lich „zu leicht beklei­de­te“ Frau­en zu sehen. Allein dies wird, sofern es bewusst geschieht, von Koçan als „Zinā“ bezeich­net, als uner­laub­ter Sexu­al­kon­takt mit den Augen, der mit hoher Wahr­schein­lich­keit in der Kon­se­quenz den ers­ten Schritt zu unehe­li­chem Geschlechts­ver­kehr als größt­mög­li­che Sün­de dar­stel­le. Die nega­ti­ven Kon­se­quen­zen für den ver­spro­che­nen und kon­ti­nu­ier­lich in Aus­sicht gestell­ten post­mor­ta­len Über­tritt in ein ver­meint­li­ches „Para­dies“ sind offen­sicht­lich gra­vie­rend. Gera­de bei Vor­trä­gen wie die­sem wird deut­lich, dass die jun­gen Besu­cher im „Erfolgshaus“einer stän­di­gen fun­da­men­ta­lis­ti­schen Indok­tri­na­ti­on aus­ge­setzt sind (Bild D).

Mit Grün­dung des „Erfolgs­haus“ im Juni 2021 wur­den schon bestehen­de Social-Media-Auf­trit­te der Ober­hau­se­ner DITIB-Jugend ledig­lich ent­spre­chend umbe­nannt. Vide­os auf Insta­gram zei­gen eben die­se Ober­hau­se­ner DITIB-Jugend im Mai 2021, weni­ge Wochen vor der Grün­dung des Ver­eins „Erfolgs­haus e.V.“ bspw. inmit­ten einer anti­se­mi­ti­schen isla­mis­ti­schen Demons­tra­ti­on am 12.05.2021 in Moers. Anlass der Demons­tra­ti­on war der Angriff der Ter­ro­ris­ten der Hamas und des Isla­mi­schen Dschi­had mit hun­der­ten von Rake­ten auf Israel.
Weni­ge Tage spä­ter erschien ein Video, in dem Bil­al Koçan in sei­ner Funk­ti­on als Lei­ter der DITIB-Jugend­ab­tei­lung zum Boy­kott israe­li­scher Pro­duk­te auf­ruft. Hier­zu bedient er sich einer der frü­hes­ten Geschich­ten isla­mi­schen Impe­ria­lis­mus, der Legen­de von Chai­bar. Kurz zusam­men­ge­fasst wird beschrie­ben, wie der Pro­phet Moham­mad höchst­per­sön­lich und sei­ne Gefolg­schaft um 624 n. Chr. das jüdisch bewohn­te (Koçan ver­wen­det das Wort „besetz­te“) Chai­bar mili­tä­risch angriff, bela­ger­te und um die Ver­tei­di­gung zu zer­schla­gen die Dat­tel­bäu­me der Bewohner*innen gefällt habe, um sie finan­zi­ell zu schä­di­gen. Koçan spricht in dem Video kon­se­quent pau­scha­li­sie­rend und dämo­ni­sie­rend von „den Juden“ und impli­ziert den Appell, es heut­zu­ta­ge – im 21. Jahr­hun­dert – dem mit­tel­al­ter­li­chen Kriegs­herrn gleich­zu­tun. Die aus die­ser Erzäh­lung abge­lei­te­te ara­bi­sche Paro­le „Chai­bar, Chai­bar, ya yahud, dscha­isch Moham­med say­a’ud”, zu Deutsch „Chai­bar, Chai­bar, oh ihr Juden! Moham­meds Heer kommt bald wie­der!“ ist auch auf soge­nann­ten “Pro-Paläs­ti­nen­si­chen” Demons­tra­ti­on in Deutsch­land kei­ne Sel­ten­heit. Ganz ähn­lich gehen auch bekann­te Isla­mis­ten (z.B. im Inter­net) vor, um vor allem jun­ge Men­schen durch anti­se­mi­ti­sche Het­ze auf einer ver­meint­lich „reli­giö­sen Grund­la­ge“ zu radi­ka­li­sie­ren (Bild E).

Gemischt­ge­schlecht­li­che Ver­an­stal­tun­gen scheint es den ver­öf­fent­lich­ten Bil­dern zufol­ge spä­tes­tens seit Grün­dung des „Erfolgs­haus“ nicht mehr zu geben. Zu Zei­ten, als die Social-Media-Kon­ten noch der DITIB-Jugend unter Koçan unter­stan­den gab es zumin­dest ver­ein­zelt Fotos von der Teil­nah­me an Fes­ten, auf denen auch (älte­re) Frau­en zu sehen waren, in den aktu­el­len Ver­öf­fent­li­chun­gen des „Erfolgs­haus“ sind Frau­en kom­plett unsicht­bar gemacht. Folgt mensch der Logik und Ideo­lo­gie in Koçans Aus­füh­run­gen in den Schu­lungs­ein­hei­ten wür­den gemischt­ge­schlecht­li­che Ver­an­stal­tun­gen (oder die Ver­öf­fent­li­chung von Auf­nah­men von den Ver­an­stal­tun­gen für Frau­en) die jun­gen Män­ner jedoch wohl auch aus­schließ­lich „zur Sün­de ver­lei­ten“ und von ihrer Pflicht Allah und dem Gebet gegen­über ablen­ken. Obwohl alles in deut­scher Spra­che statt­fin­det und die Jugend­li­chen bzw. jun­gen Erwach­se­nen sicher­lich mehr­heit­lich in Ober­hau­sen und Umge­bung gebo­ren und auf­ge­wach­sen sind und dies auch min­des­tens für ihre Eltern gel­ten dürf­te, lässt sich in Koçans Reden nicht der Ein­druck fin­den, es gäbe ein Inter­es­se dar­an, inte­gra­ler Bestand­teil der Gesell­schaft zu sein. Viel­mehr wird immer wie­der dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Jugend­li­chen sich anders, ver­meint­lich bes­ser, ver­hal­ten müss­ten als die ande­ren (impli­zit ungläu­bi­gen) Jugend­li­chen, die sie bspw. aus der Schule/dem Fuß­ball­ver­ein etc. ken­nen. Unser Ein­druck ist, dass im Erfolgs­haus ein­dring­lich an der Schaf­fung einer fun­da­men­ta­lis­tisch reli­gi­ös bis hin zur offen isla­mis­tisch moti­vier­ten Par­al­lel­ge­sell­schaft gear­bei­tet wird.

Wie­der zurück zur Lis­te „Par­tei für Tier­schutz (T I E R S C H U T Z)“

Koçan hat schein­bar erkannt, dass sich mit dem Label „Tier­schutz“ Stim­men gene­rie­ren las­sen und im Früh­jahr 2025 gemein­sam mit sei­ner Frau, sei­nem Bru­der und eini­gen jun­gen Erwach­se­nen aus sei­nem „Erfolgs­haus“ einen Kreis­ver­band gegrün­det. Auf den ers­ten Blick mag es sehr irri­tie­ren, dass jemand, der sich ger­ne auf Social-Media dabei prä­sen­tiert, gro­ße Men­gen (offen­sicht­lich halal zer­ti­fi­zier­tes) Fleisch zu gril­len, für eine ver­meint­li­che Tier­schutz-Par­tei antritt, deren Ziel laut Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung das Ver­bot ritu­el­ler Schlach­tun­gen ist (Bild F).

Vie­les wird aller­dings klar, schaut mensch sich ein von Koçan auf sei­nem You­tube-Kanal hoch­ge­la­de­nes öffent­li­ches Video einer zur Vor­be­rei­tung des Wahl­an­tritts durch­ge­führ­ten Video­kon­fe­renz an. Zunächst ein­mal fällt auf, dass Koçan das Pro­jekt schein­bar im Allein­gang durch­führt, die 40 minü­ti­ge Video­kon­fe­renz ist ein rei­ner Mono­log, ande­re Teil­neh­men­de kom­men nicht zu Wort. Viel­mehr wer­den im ers­ten Block Mit­strei­ten­de, die sich ver­meint­lich nicht inten­siv genug für die Wahl­kam­pa­gne enga­gie­ren, mit mora­li­schen Vor­wür­fen belegt und unter Druck gesetzt. Ganz ähn­lich wie in den Sob­he­ts arbei­tet Koçan auch beim Pro­jekt Rats­mit­glied­schaft inten­siv mit grup­pen­psy­cho­lo­gi­schen Mus­tern und baut ein gegen­sei­ti­ges Kon­troll­sys­tem mit dem Damo­kles­schwert des Grup­pen­aus­schluss auf. Es sind bekann­te Indok­tri­na­ti­ons­mus­ter, derer sich ver­schie­dens­te reli­giö­se Fun­da­men­ta­lis­ten, ganz egal wel­cher Reli­gi­ons­ge­mein­schaft sie ange­hö­ren, welt­weit bedie­nen (Bild G).

In die­ser Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung für sei­ne Mit­strei­ten­den legt er sei­ne Zie­le eben­so offen wie sei­ne Wege. Er räumt ein, dass er und sei­ne Mit­strei­ten­den beim Sam­meln der Unter­stüt­zungs­un­ter­schrif­ten immer wie­der mit der Fra­ge kon­fron­tiert wur­den, ob sie denn auch wirk­lich Tier­schutz­po­li­tik machen woll­ten und erläu­tert, dass sie sicher­lich auch mal etwas Tier­schutz machen wür­den, pri­mär jedoch die Anlie­gen der Bür­ger – und dann kon­kre­ti­siert er – der mus­li­mi­schen, der tür­ki­schen Bür­ger – umset­zen wür­den. Die Fra­ge, was denn eigent­lich mit Tier­schutz­po­li­tik gemeint ist, beant­wor­tet er mit der Fest­stel­lung, er hal­te zu Hau­se eine Kat­ze und es wäre angeb­lich geplant, ana­log zur Hun­de­steu­er eine Kat­zen­steu­er ein­zu­füh­ren. Die­se leh­ne er ab. Bri­sant wird die­se Aus­sa­ge unter dem Aspekt, dass er nur weni­ge Minu­ten vor­her fest­ge­stellt hat, dass sie alle Mus­li­me sei­en und Mus­li­me per Defi­ni­ti­on nie­mals lügen wür­den. Da es nach­weis­lich kei­ne Plä­ne zur Ein­füh­rung einer Kat­zen­steu­er, wohl aber just zum Zeit­punkt der Video­kon­fe­renz eine Faken­ews-Kam­pa­gne zum The­ma auf Tik­Tok gab [5], müs­sen wir Koçan wenn wir es gut mit ihm mein­ten, zumin­dest man­geln­de Medi­en­kom­pe­ten­zen unter­stel­len, ver­mut­lich lügt er jedoch ein­fach ent­ge­gen sei­ner Aus­sa­ge zu nicht lügen­den Mus­li­men bewusst um ent­spre­chend zu polarisieren.

Video 1: Machen wir wirk­lich Tier­schutz & Katzensteuer

 

Doch auch zu sei­ner Wahl­pra­xis macht er bri­san­te Aus­sa­gen im Video. Laut sei­nen Aus­sa­gen ist es der Plan der „Par­tei für Tier­schutz (T I E R S C H U T Z)“, sich kom­plett auf die Brief­wahl zu fokus­sie­ren. Dafür sei­en die Daten der­je­ni­gen, die eine Unter­stüt­zungs­un­ter­schrift geleis­tet haben (mut­maß­lich pri­mär Fami­li­en­mit­glie­der und Mit­glie­der der Moschee­ge­mein­den), auf­be­wahrt wor­den, jeder sol­le nun gemein­sam mit den Men­schen, deren Unter­stüt­zungs­un­ter­schrift sie jeweils gesam­melt hät­ten, die Brief­wahl beantragen.

Video 2: Fokus Brief­wahl & Spei­che­rung der Daten

 

Die Unter­la­gen sol­len dann laut Koçan ein­ge­sam­melt und in Anwe­sen­heit der Akti­vis­ten des „Erfolgs­haus“ ent­spre­chend ange­kreuzt wer­den. Zwar wis­se er, dass die­ses Vor­ge­hen recht­lich nicht legal sei, die Zuhö­ren­den sol­len es trotz­dem so handhaben.

Video 3: „Und die­se Brief­wahl sam­meln wir – das ist aber ver­bo­ten – […] Das ist nicht erlaubt, aber das machen wir.“

 

Im Chat geäu­ßer­te Beden­ken gegen die­se Pra­xis wischt Koçan mit weni­gen Wor­ten weg, betont dann jedoch mehr­fach, dass bit­te unter kei­nen Umstän­den jemand die Unter­schrift bei der Bean­tra­gung der Brief­wahl­un­ter­la­gen ein­fach fäl­schen sol­le! Das wäre auch ver­bo­ten und in Duis­burg gäbe es einen Rechts­streit wegen genau solch einer Angelegenheit.

Video 4: „Bit­te nicht auf blö­de Ideen kom­men und sel­ber fäl­schen die Unter­schrift von den Leuten.“

 

Inten­siv geht Koçan auf die Zie­le der gemein­sa­men Kan­di­da­tur ein. Wer jetzt jedoch an Tier­rech­te, Vege­ta­ris­mus oder gesun­des Leben denkt, irrt. Sein Ziel ist so ein­fach wie offen­sicht­lich: Geld. Zunächst ein­mal für das „Erfolgs­haus“, wenn jedoch auch pri­vat etwas abfal­len wür­de, wäre das auch nicht unrecht.

Video 5: „Das das „Erfolgs­haus“ natür­lich auch was dabei ver­dient. Das ist ja unser Hauptziel.“

 

Koçan gibt sich in der Video­kon­fe­renz sehr über­zeugt, in Frak­ti­ons­stär­ke in den Rat der Stadt ein­zu­zie­hen. Soll­te dies wider erwar­ten nicht gelin­gen, erwägt er auch eine Koali­ti­on mit ande­ren Rats­mit­glie­dern, solan­ge die Aus­rich­tung stim­me. Da erscheint es prak­tisch, dass mit „Team Todenhöfer/Die Gerech­ten“ eine wei­te­re Lis­te antritt, die füh­ren­den Kräf­ten der DITIB-Ober­hau­sen und ihrem Umfeld einen Platz bie­tet, also einer Struk­tur im ideo­lo­gi­schen Fahrt­wind der tür­kisch-isla­mi­schen Rech­ten, die durch Erdoğan und sei­nen DIYANET Chef, Ali Erbas, in Anka­ra kon­trol­liert wird. Der Isla­mis­mus-Exper­te Eren Güver­cin beschreibt die­se Ver­bin­dung wie folgt:

»Erbas ist nicht nur die obers­te reli­giö­se Auto­ri­tät der deut­schen DITIB, son­dern dar­über hin­aus auch Dienst­herr von fast 1000 Ima­men, die in deut­schen Moscheen pre­di­gen. Zudem ist er Vor­sit­zen­der des mäch­ti­gen Bei­rats der DITIB in Deutsch­land. Die­ser bestimmt den Vor­stand der größ­ten sun­ni­ti­schen Orga­ni­sa­ti­on hier­zu­lan­de und hat zen­tra­le Leitungs‑, Steue­rungs- und Kon­troll­be­fug­nis­se. Der Bei­rat – und damit eigent­lich Erbas – muss an Ent­schei­dun­gen über alle grund­le­gen­den Fra­gen der DITIB betei­ligt wer­den und hat end­gül­ti­ge Ent­schei­dungs­be­fug­nis.« [6]

Erst Ende August 2025 war Ali Erbas qua­si Gast­ge­ber einer von der kata­ri­schen „Inter­na­tio­na­len Uni­on mus­li­mi­scher Gelehr­ter“ in der Eyüp-Sul­tan-Moschee in Istan­bul orga­ni­sier­ten mehr­tä­gi­gen selbst­er­nann­ten „Gelehr­ten­kon­fe­renz“, u.a. mit Betei­li­gung der Hamas [7]. Eren Güver­cin weißt dar­auf hin, dass Erbas in sei­nem Rede­bei­trag Juden als Erre­ger, von dem es Paläs­ti­na zu säu­bern gel­te bezeich­ne­te. Der Red­ner Mar­wan Abou Ras von der Hamas wur­de noch deut­li­cher und stell­te fest, dass genau jetzt der Zeit­punkt sei, den Dschi­had in Gaza zu unter­stüt­zen [8a+ 8b].

Auch die Quer­front­par­tei „Bünd­nis Sarah Wagen­knecht“ (BSW) scheint Koçan für eine poten­ti­el­le Koali­ti­on nicht grund­le­gend aus­zu­schlie­ßen, jeden­falls berich­tet er ange­tan von einem Gespräch mit einer Ver­tre­te­rin des Bünd­nis an sei­ner eige­nen Haus­tür. Eine Lis­te mit 40 Gefolgs­leu­ten die als soge­nann­te Sach­kun­di­ge Bürger*innen in Aus­schüs­sen Gel­der abgrei­fen sol­len, hät­ten sie vor­aus­schau­end jeden­falls schon ein­mal für den Fall, dass sie als Frak­ti­on in den Rat der Stadt ein­zö­gen, angelegt.

Schnell wird klar, dass es sich bei der Beset­zung des The­men­be­reichs Tier­schutz in Ober­hau­sen offen­sicht­lich um Wähler*innentäuschung han­delt. Hin­wei­se für ein geplan­tes Ein­tre­ten für Tier­schutz­aspek­te gibt es kei­ne, eben­so wenig Erklä­run­gen wel­chen posi­ti­ven Ein­fluss eine Sen­kung der Hun­de­steu­er für das Wohl oder den Schutz von Tie­ren habe. Statt­des­sen hat sich in einem Umfeld fun­da­men­ta­lis­ti­scher reli­giö­ser Struk­tu­ren eine Grup­pe gebil­det, wel­che die demo­kra­ti­schen Mög­lich­kei­ten nut­zen will, um ihre eige­nen Schu­lungs­räum­lich­kei­ten zu eta­blie­ren. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass, soll­te es der „Par­tei für Tier­schutz (T I E R S C H U T Z)“ gelin­gen, als Grup­pe oder Frak­ti­on in den Rat der Stadt gewählt zu wer­den, das „Erfolgs­haus“ zu Frak­ti­ons­räu­men erklärt wird und die Mie­te die­ser Schu­lungs­räu­me zukünf­tig mit Steu­er­gel­dern gedeckt würde.

Im „Erfolgs­haus“ wird ein fun­da­men­ta­lis­ti­sches Islam­ver­ständ­nis gepre­digt, durch das die jun­gen Men­schen mit der stän­di­gen Kon­trol­le ihres Lebens kon­fron­tiert wer­den, wobei die­se Kon­trol­le auf die Ver­mitt­lung einer rigi­den Geschlech­ter­tren­nung und fun­da­men­ta­lis­ti­scher Welt­bil­der abzielt. Ein sol­ches Jugend­zen­trum unterstützt
Her­an­wach­sen­de nicht bei der Ent­wick­lung einer frei­en, eige­nen Per­sön­lich­keit, noch för­dert es demo­kra­ti­sche Wer­te und Tole­ranz, es ist sym­pto­ma­tisch für eine zen­tra­lis­ti­sche, höri­ge Gemeinschaft.

Wer in Ober­hau­sen die „Par­tei für Tier­schutz (T I E R S C H U T Z)“ wählt, wählt weder Lösun­gen für Stadt­tau­ben, Wild- und Haus­tie­re oder die Tier­hei­me noch einen Fokus auf vege­ta­ri­scher oder vega­ner Ernäh­rung. Eine Stim­me für die „Par­tei für Tier­schutz (T I E R S C H U T Z)“ ist eine Stim­me für die Reprä­sen­tan­ten eines isla­misch-fun­da­men­ta­lis­ti­schen Schu­lungs­zen­trums, deren „reli­giö­se Hei­mat“ mit der DITIB eine kon­trol­lier­te Struk­tur des Isla­mis­ten und auto­kra­ti­schen Prä­si­den­ten der Repu­blik Tür­kei, Recep Tayyip Erdoğan darstellt.

Als anti­fa­schis­ti­sche Grup­pe war­nen wir Tierfreund*innen
expli­zit vor einer Wahl die­ser Liste!

Kein Raum und kei­ne Stim­me für Ras­sis­mus und Faschis­mus heißt auch kein Raum und kei­ne Stim­me für Isla­mis­mus und reli­giö­se Indoktrinierung!

Quel­len

[1] https://www.bpb.de/themen/parteien/wer-steht-zur-wahl/europawahl-2024/548019/aktion-partei-fuer-tierschutz/
oder https://web.archive.org/web/20250831180722/https://www.bpb.de/themen/parteien/wer-steht-zur-wahl/europawahl-2024/548019/aktion-partei-fuer-tierschutz/

[2] https://esreicht-ob.de/der-integrationsrat-in-oberhausen-wer-wird-eigentlich-repraesentiert/

[3] https://taz.de/Interview-mit-Murat-Kayman/!6106047/
oder https://web.archive.org/web/20250831180345/https://taz.de/Interview-mit-Murat-Kayman/!6106047/

[4] https://esreicht-ob.de/integrationsrat-oberhausen-wer-integriert-hier-eigentlich-was/

[5] https://www.chip.de/news/cyber-security/angeblich-katzensteuer-ab-2026-was-hinter-den-neuen-geruechten-steckt_6195c58a-e810-4209–96eb-d0a42056b859.html
oder https://web.archive.org/web/20250831175935/https://www.chip.de/news/cyber-security/angeblich-katzensteuer-ab-2026-was-hinter-den-neuen-geruechten-steckt_6195c58a-e810-4209–96eb-d0a42056b859.html

[6] https://www.juedische-allgemeine.de/politik/erdogan-der-scharfmacher-vom-bosporus/
oder https://web.archive.org/web/20250831175658/https://www.juedische-allgemeine.de/politik/erdogan-der-scharfmacher-vom-bosporus/

[7] https://www.mena-watch.com/gegen-israel-muslimische-konferenz-istanbul/

[8a] https://threadreaderapp.com/thread/1959558436024119681.html

[8b] https://threadreaderapp.com/thread/1961412314298523846.html

Bil­der A‑G

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