Die Freund*innen von Willkommen in Oberhausen haben in ihrem Weihnachtsgruß schon eine erste Einordnung der Teilnehmenden des Aufmarsches vorgenommen. (Hier als PDF Datei ohne Facebook)
Da ergänzen wir doch gerne noch weitere uns vorliegende Informationen und Einschätzungen.
Als öffentlicher Redner des einzigen Wortbeitrags trat der extrem rechte Reichsbürger Markus Schlichting aus Oberhausen auf. Der Redebeitrag enthielt neben rechts-esoterischem „Liebe und Freiheits“-Geschwafel, eine explizite Verachtung der demokratischen Grundordnung, Geschichtsrevisionismus und in codierter Form deutliche antisemitische Bezüge am Schluss. Schlichting bezeichnet sich selber als Mitorganisator der Demonstration am 22.12.21.
Im folgendem dokumentieren wir die eindeutigsten Zitate aus seinem Redebeitrag der live ins Internet gestreamt wurde:
[…] Demokratie ist eine Herrschaftsform … wo es die Unterdrücker gibt und andererseits die Unterdrückten. Wo findet man so was noch? Genau, in der Sklaverei. Wir sind hier in Deutschland seit mindestens 100 Jahren noch nie frei gewesen …
Wenn wir frei werden wollen dann sollten wir für eine Souveränität der Menschen kämpfen. Demokratie bedeutet nicht, dass wir frei sind. … Das Wort Solidarität kommt aus der Politik und dient wie alles was aus der Politik kommt der Spaltung … Wenn ein ganzes Volk zusammenhalten sollte, dann sagt die Politik das ist unsolidarisch … Das ist Irreführung und Täuschung … Wenn die Pandemie beendet ist, werden auch alle andere Geschichtsirrtümer auffliegen… dennoch sollten wir uns auf die Wurzel allen Übels konzentrieren, und die Wurzel ist bekanntlich viel tiefer als die Oberfläche wo sich der Virus befindet…[…]
Folgend ein Link zu Youtube zu einem der Livestreamvideos das startet mit dem entsprechenden Timecode des Redebeitrages.
Content Warnung! Es handelt sich um das Video eines extrem Rechten Streamers:
Was Schlichting mit „Geschichtsirrtümern“ meint, wird deutlich bei der Betrachtung der von ihm erstellten und verteilten Inhalte auf dem von ihm betriebenen öffentlich einsehbaren Telegram-Kanal [WISSEN IST (D)EINE HOLSCHULD]. Neben völkischer, rechter Esoterik und geschichtsrevisionistischen Inhalten werden dort auch Inhalte verteilt, die die Shoah leugnen. Für sehr ähnliche Beiträge wurde der im August 2021 verstorbene Oberhausener Nazi H. Hafenmayer wg. Volksverhetzung gerichtlich verurteilt.
Schlichting sieht sich selber als „aus dem BRD-System ausgetreten“, weshalb er der Meinung ist, dass die bundesdeutschen Gesetze für ihn nicht mehr gelten würden.
Ehemalige Direktkandidat*innen der AfD Oberhausen (Kommunalwahl 2020) nahmen ebenso teil. Die AfD OB versucht schon länger auf den „Corona-Zug“ aufzuspringen, mit der Teilnahme des Ratsmitglieds W. Kempkes und dem offensiven Verteilen von Bildern der Demonstration über Social Media versucht sie das nun auch aktivistisch. Das ist auch nicht die erste Demo mit Teilnehmenden aus der extremen Rechten an der W. Kempkes und auch ein Oberhausener AfD Umfeld teilgenommen hat. Das unter einem FB-Post des extrem rechten Schlichting zur Demo am 22.12.21 mit dem Hinweis auf seinen Redebeitrag eine „Gefällt mir“ Angabe auch von einem Oberhausener AfD Ratsmitglied zu finden ist, verwundert nicht wirklich.
Zur Verdeutlichung, was Teilnehmende an diesem Aufmarsch und Mitglieder der entsprechenden öffentlichen Telegram-Chatgruppe so im öffentlichen Raum von sich geben, dokumentieren wir den Screenshot eines Kommentars bei Facebook unter einem Post des Wochen-Anzeiger Oberhausen vom 21.12.21 (unsere PM zum 22.12.21). Dieser ist eindeutig. Beim Verfassenden handelt es sich ebenfalls um einen der Teilnehmenden der angeblichen „Friedensdemonstration“ am 22.12.21.
Ein weiterer dokumentierter Screenshot verdeutlicht ebenfalls beispielhaft die Gesinnung und Inhalte in der zur Demonstration aufrufenden, öffentlich einsehbaren, Telegram Gruppe. Ganz im üblichen Stile von Faschisten wird nach einer Privatadresse von vermeintlich Verantwortlichen für Beiträge bei Facebook gefragt, subtile Gewaltandrohungen inklusive.
In diesen Telegram-Gruppen und auf diesen Demonstrationen sammeln und versammeln sich keine „besorgten Bürger“.
Ein dazu passendes Zitat (Twitter @Rant_ifa):
„Coronaleugner sind nicht aus der Zeit gefallen. Sie waren schon immer da. Sie sind das Kleinbürgertum. Radikalisiert waren sie schon immer. Sie saßen doch auf euren Familienfeiern. Sie saßen in euren Pausenräumen. In eurer Nachbarschaft, in eurer Stammkneipe. Und stänkerten.“
Viele der dort mitlaufenden und sich organisierenden in Oberhausen kennen wir von Pegida Demos, Veranstaltungen von „Fridays gegen Altersarmut“, aus dem Umfeld der AfD, rechten Demos der letzten Jahre etc..
Die Coronaleugner*innen sind nicht „unterwandert“ von Rechten und Nazis – diese waren von Anfang an federführend dabei, auch in Oberhausen. Die Rolle der extremen Rechten wird größer, bei den Mobilisierungen auf der Straße und auch im digitalen Raum. Viele haben aus vorangegangen rechten Mobilisierungen der letzten Jahre Erfahrungen und kommen nun aus ihren Löchern gekrochen. Sie stellen sich als vermeintlich „friedlich“ und „kritisch“ da, doch sie wollen den „Systemsturz“ – von allem was sie als verachtenswert betrachten und das ist nicht wenig.
Dies macht auch der Redebeitrag des Reichsbürgers Schlichting bei der Demonstration am 22.12.21 in Oberhausen deutlich.
Wann auch immer rechte Akteur*innen in Oberhausen aufmarschieren wollen und versuchen, öffentliche Räume einzunehmen gilt es, ein entschlossenes Zeichen dagegen zu setzen. Kommt zu den antifaschistischen Demonstrationen gegen die Aufmärsche der Coronaleugner*innen. Beteiligt euch an der Organisation und Gestaltung.
Gegen jeden Antisemitismus
Den Rechten entgegentreten