Unser Fazit zu „Bau­ern­pro­tes­ten“ & „Gene­ral­streik“ am 8.1.24 in Oberhausen

Unser Fazit zu „Bau­ern­pro­tes­ten“ & „Gene­ral­streik“ in Oberhausen

Anders als in vie­len Tei­len Deutsch­lands waren die an den Tre­ckern befes­tig­ten Trans­pa­ren­te in Ober­hau­sen tat­säch­lich größ­ten­teils im land­wirt­schaft­li­chen Sin­ne themenbezogen.

Die WAZ hat jedoch ver­ges­sen zu erwäh­nen, dass die orga­ni­sier­ten Bei­falls­be­kun­dun­gen, die sie auch medi­al doku­men­tie­ren, an den ver­schie­den Orten in Ober­hau­sen zum grö­ße­ren Teil von Per­so­nen aus der rech­ten ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­schen Sze­ne kamen. Schon vor­ab war klar, dass im Milieu der Coro­na-Pro­tes­te zur Teil­nah­me am Kor­so sowie zum gemein­sa­men Jubeln am Stra­ßen­rand auf­ge­ru­fen und Ver­ab­re­dun­gen getrof­fen wur­den. So waren wei­te Tei­le der orga­ni­sier­ten Men­schen am Stra­ßen­rand in der Ver­gan­gen­heit als Teil­neh­men­de und Orga­ni­sie­ren­de der von Rech­ten domi­nier­ten Demons­tra­tio­nen gegen die Maß­nah­men zur Ein­däm­mung der Coro­na-Pan­de­mie, sowie der aus die­sen her­vor­ge­gan­ge­nen Demons­tra­tio­nen in Soli­da­ri­tät mit Russ­land und Russ­lands Krieg gegen die Ukrai­ne bekannt, wel­che ab Ende 2021 bis zum Som­mer 2023 wöchent­lich zumeist die Anwoh­nen­den der Ober­hau­se­ner Innen­stadt beläs­tig­ten. Unter den Anwe­sen­den waren unter­schied­lichs­te Orga­ni­sa­ti­ons­for­men und
Strö­mun­gen der extre­men Rech­ten ver­tre­ten, Protagonist*innen, die zur Reichs­bür­ger- und Sou­ve­rä­nis­ten-Sze­ne gezählt wer­den kön­nen, rech­te Rocker, rech­te Misch­sze­ne etc.

Auch die mit­ge­führ­ten Schil­der des nicht ange­mel­de­ten Pro­tests am Stra­ßen­rand, der zeit­wei­se den Ver­kehr auf der Duis­bur­ger Stra­ße blo­ckiert hat, kamen in der Ver­gan­gen­heit schon bei den o.g. Demons­tra­tio­nen in Ober­hau­sen und umlie­gen­den Städ­ten zum Ein­satz und wur­den ledig­lich recy­celt. Am sel­ben Abend waren eini­ge Protagonist*innen mit ihren Schil­dern auch in Bot­trop zu sehen, wo wei­ter­hin wöchent­lich klei­ne rech­te Auf­mär­sche stattfinden.

Erwäh­nens­wert ist wohl auch, dass die klei­nen rech­ten Ansamm­lun­gen sich mit­nich­ten aus­schließ­lich aus Oberhausener*innen zusam­men setz­ten, ein guter Teil kam aus den Nach­bar­städ­ten Bot­trop, Dins­la­ken und Duisburg.
Auch im Kor­so selbst befan­den sich eben­falls pri­va­te PKW mit Protagonist*innen der Sze­ne, unter ande­rem fuhr eige­nen Anga­ben auf FB zu fol­ge mit Dani­el G. aus Ober­hau­sen Hol­ten, der ehe­ma­li­ge Anmel­der diver­ser Mitt­wochs-Auf­mär­sche mit.

Die­se Anschluss­fä­hig­keit der Pro­tes­te der Landwirt*innen an die rech­te Sze­ne ist deutsch­land­weit schon seit eini­gen Wochen zu beob­ach­ten. Es ist auch nicht ver­wun­der­lich, dass rech­te Het­zer ver­su­chen, auf die­se Pro­tes­te auf­zu­sprin­gen und ein­fa­che und popu­lis­ti­sche Pseu­do­ant­wor­ten für kom­ple­xe Pro­ble­me anbie­ten, da die von den Bau­ern­ver­bän­den geüb­te Kri­tik lei­der viel zu oft viel zu kurz greift. Anstatt zu for­dern, für die Pro­duk­ti­on von Lebens­mit­teln anstän­dig und fair bezahlt zu wer­den (und damit auch Erntehelfer*innen etc. fair bezah­len zu kön­nen) und zu kri­ti­sie­ren, dass die gro­ßen Dis­coun­ter-Ket­ten Preis­dum­ping betrei­ben und Nied­rigst­prei­se dik­tie­ren wird um Almo­sen vom Staat in Form von Sub­ven­tio­nen gebettelt.

Dies hilft offen­sicht­lich lang­fris­tig nicht wei­ter und führt weder zu fai­ren Löh­nen, noch zu fai­ren Prei­sen oder sozia­ler Gerechtigkeit.
Der Ver­such rech­ter, auch in Ober­hau­sen die Pro­tes­te für ihre Pro­pa­gan­da zu nut­zen war eben­so abseh­bar und wur­de lei­der durch die ver­harm­lo­sen­de Pres­se­be­richt­erstat­tung eher noch gepusht. Auch wenn die Sze­ne in Ober­hau­sen weit ent­fernt war von einem ver­meint­li­chen „Gene­ral­streik“ und der her­bei­fan­ta­sier­te Sys­tem­um­sturz offen­sicht­lich nicht kurz bevor steht, zeigt es sich, dass unse­re Befürch­tung zutrifft.

Die Ver­net­zung, die Rech­te unter­schied­lichs­ter Cou­leur über die eige­ne Bla­se hin­aus wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie auf­bau­en konn­ten bleibt mobi­li­sier­bar. Genau wie bei den Coro­na- bzw. den Pro-Putin-Pro­tes­ten wird erneut alles dafür getan, den rech­ten Ursprung der Protagonist*innen und ihre poli­ti­sche Agen­da zu vertuschen.

Dies dür­fen anti­fa­schis­ti­sche und demo­kra­ti­sche Kräf­te nicht unkom­men­tiert hinnehmen.