Wir, das Bündnis ES REICHT – Oberhausen solidarisch gegen Rechts, finden die Umstände unerträglich, unter denen die sterblichen Überreste des Nazis Hafenmayer auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf beerdigt wurden. Es ist ein Skandal, dass den sterblichen Überresten eines Antisemiten, der selbst noch als Angeklagter im Gerichtssaal des Landgerichts Duisburg im September 2019 in seinem Schlusswort forderte: […] die globale Endlösung der Judenfrage … Der jüdische Parasit müsse aus allen Wirtsvölkern entfernt werden […], dort ein Platz geboten wird.
Die wohlklingenden Worte des Bedauerns über den „Vorfall“ und des verbal artikulierten Aufarbeitungswillens der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) dazu haben wir vernommen.
Der entstandene Schaden ist unserer Ansicht nach jedoch nicht wirklich wieder zu regulieren.
Es war sicherlich auch in Teilen eine von Nazis so geplante Inszenierung, inklusive einkalkulierter medialer Reaktion, mit der sie indirekt ihren Antisemitismus zur Schau stellen konnten.
Es gibt mehr offene Fragen zu den Umständen der Beerdigung als Antworten.
Sofern die sterblichen Überreste von H. auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf verbleiben – an welchem Ort dort auch immer – wird es eine „Kultstätte“ von hohem Symbolwert für Antisemit*innen und Nazis bleiben.
Wir würden, wie in anderen Fällen (auch historisch) gehandhabt, die anonyme Verstreuung der sterblichen Überreste des Antisemiten H. als die einzig angemessene Art des Umgangs empfinden.
Aber so, wie die „Angelegenheit“ bisher gelaufen ist, stehen der Umgang und die bisher bekannten Abläufe letztlich auch symptomatisch für den Umgang mit Antisemitismus: kleinreden, ignorieren und als vermeintliche „Meinungsäußerung“ bezeichnen.
Doch das aus Worten Taten werden, dass wissen wir alle nur zu gut.
Es sollte darüber hinaus nicht vergessen werden, dass die diversen von Hafenmayer betriebenen Webseiten und Social-Media-Accounts noch immer vorhanden sind. Diese triefen nur so von frei zugänglicher NS-Verherrlichung und Antisemitismus.
Wir fordern daher die zuständigen Behörden und Institutionen auf, diese schnellst möglich zu entfernen, damit die von Hafenmayer verbreiteten Inhalte zumindest über diesen Weg keine weitere Verbreitung mehr finden.
Jahrelang konnte H. relativ straffrei seine unterschiedlich geäußerten Vernichtungsfantasien öffentlich verbreiten.
Antifaschist*innen aus Oberhausen haben nahezu alle Gerichtsverfahren gegen ihn begleitet und dokumentiert, es war entsetzlich zu hören und zu sehen, wie mindestens schlampig, wenn nicht sogar fahrlässig, ermittelt wurde. Antifaschist*innen hatten bessere und genauere Informationen zu dem treiben von H., als die zuständigen Ermittlungsbehörden. Richter*innen sprachen in ihren Urteilsbegründungen bei zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafen von „Warnschüssen“ gegenüber H., während dieser seine antisemitischen Inhalte und NS-Verherrlichungen am selben Tage auf seiner Webseite fortsetzte.
Die Urteile die es gab waren aus unserer Sicht eklatante Fehlentscheidungen. Auch formaljuristisch wären da sicherlich deutlich klarere Bekenntnisse gegen antisemitische Vernichtungsforderungen und Holocaustleugnung möglich gewesen.
Gegen jeden Antisemitismus!
Nie wieder!